Denkmäler

Jubiläum mit Glockenklang –

25 Jahre Heimat- und Geschichtsverein Wenigumstadt

Der HGV Wenigumstadt wird am 30. September im Pfarrheim sein 25-jähriges Bestehen feiern. Diese Feier wird um 20 Uhr mit einer richtigen Glocke eröffnet.

Wie kommt das?

Im Glockenturm der Aussegnungshalle des Wenigumstädter Friedhofs hing schon immer eine Glocke. Ursprünglich wurde sie mit einem Seil per Hand geläutet. Später wollte die Gemeinde die Anlage modernisieren und ließ ein Läutewerk einbauen. Dabei wurde festgestellt, dass diese Glocke Risse hatte, die den Klang störten. Deshalb gab man eine neue Glocke in Auftrag, die 2007 geweiht und aufgehängt wurde. Die alte Glocke (Bild 1) wurde in einer Scheune abgestellt und stand dort bis zum letzten Jahr ziemlich unbeachtet herum.

Eines Tages wurde diese Sache dem HGV zugetragen, und die Vorstandschaft diskutierte die Frage: Sollte man dieses alte Stück wieder herrichten? Und falls Ja: Wie kann man das machen?

Nach einigen Diskussionen nahm die Familie Bendias die Glocke in ihre Obhut, und das Vorhaben nahm seinen Lauf. Sohn Alexander sprach mit seinem Schulfreund Stephan Mühlon, der etwas von solchen Dingen versteht, über die Idee. Stephan arbeitet in einer passenden Firma in Aschaffenburg, AB-GUSStech. Dort fragte er nach, ob man die Glocke in der Firma wieder auf Hochglanz bringen könnte. Sein Chef stand der Sache wohlwollend gegenüber und ließ das alte Stück im Trockeneisverfahren säubern, dankenswerterweise sogar ohne Kosten für den Verein. Der Schmutz der Jahre war jetzt weg, und die Glocke glänzte wieder wie neu. Alex polierte sie noch, und dann kam der Clou: Er überlegte, wie man die Glocke nicht nur präsentieren, sondern auch wieder läuten lassen könnte. Er baute eine Art Glockenstuhl, in dem sie jetzt hängt. Daran montierte er ein kleines Rad, mit dem man die Glocke bewegen und läuten kann (s. Bild 2). Die Vorstandschaft des HGV war von diesem Wunderwerk begeistert.

Ihren ersten Einsatz wird diese Glocke am 30. September im Wenigumstädter Pfarrheim haben. Dort wird sie um 20 Uhr die Feier einläuten, zu der die Bevölkerung herzlich eingeladen ist. Dort kann man die Glocke nicht nur hören, sondern auch aus der Nähe betrachten. Auch deshalb lohnt sich der Besuch der Feier. Natürlich gibt es noch andere Gründe, die Veranstaltung zu besuchen. Näheres dazu im nächsten Bachgau-Boten.

Also: Termin freihalten: Samstag, 30. September, 20 Uhr im Pfarrheim Wenigumstadt.  (EH)

Bild 1

Bild 2

Vor 400 Jahren:

Mord und Totschlag in Wenigumstadt?

An der Mauer des Wenigumstädter Pfarrgartens steht ein alter Bildstock (Bild 1). 1630 wurde er aufgestellt. Es ist der zweitälteste Bildstock in Wenigumstadt und wegen seiner aufwendigen Gestaltung der wertvollste. Er erinnert an den Tod zweier Männer: Hans Maillich und Hans Brandenberger. Maillich war Landschöff, also der Vertreter des Mainzer Erzbischofs und Kurfürsten. Ob Brandenberger auch ein Amt innehatte, ist unbekannt. Er muss aber aus einer wohlhabenden Familie stammen, sonst hätte seine Familie nicht dieses aufwendige Denkmal in Auftrag geben können. Die beiden Männer starben am gleichen Tag, dem 22. Juni 1622. Brandenbergers Sohn und seine Ehefrau haben 1630 diesen Bildstock zur Erinnerung an die beiden Verstorbenen aufstellen lassen.

Die Besonderheit des Bildhäuschens auf der hohen Säule: Es hat vier Schauseiten. Auf der Frontseite (Bild 2) zeigt es die „ECCE HOMO“-Szene, also die Geißelung Christi. An der Westseite (Mosbacher Seite) ist der Hl. Petrus mit dem „Himmelsschlüssel“ dargestellt (Bild 3), an der Ostseite der Hl. Johannes, der Namenspatron der beiden Männer (Bild 4). Auf der Rückseite ist ein Text eingemeißelt, eine Art Todesanzeige (Bild 5). Man erfährt die Namen der Verstorbenen, den Todestag und die Stifter des Bildstocks, aber nicht den Grund für den Tod der Männer.

Was war damals geschehen?

Der 30-jährige Krieg war im Gange. Gerade in diesem Jahr waren kaiserliche Truppen im Bachgau einquartiert. Am Ende des Krieges hatten etwa 90% der Wenigumstädter ihr Leben verloren, neben den Kriegshandlungen auch durch Hunger und die Pest, die die Soldaten mitgebracht hatten. Wenn die beiden Männer friedlich zuhause in ihren Betten gestorben wären, hätten sie wohl keinen gemeinsamen Bildstock bekommen, und er wäre auch kaum an einer öffentlichen Straße aufgestellt worden, direkt am Ortseingang. Das Denkmal steht an der damaligen „Oberen Pforte“, dem Ortszugang von Westen her. Der Standort deutet darauf hin, dass die beiden Männer dort ums Leben gekommen sind. Hat sich hier im Kriegsgeschehen eine Tragödie ereignet? Gerade in dieser Zeit waren nämlich Truppen im Bachgau, allerdings keine Feinde, sondern kaiserliche Truppen, Soldaten der katholischen Liga, unter dem Feldherren Tilly. Eigentlich sollten sie unsere Bevölkerung schützen, sie benahmen sich aber keineswegs wie Freunde, sondern raubten, mordeten und plünderten sogar die Kirchen. Darüber schrieb der Komtur des Mosbacher Ordenshauses in einem Beschwerdebrief an Tilly u. a.: „Sie haben so gehauset, daß es wohl auch der ärgste Feind nicht gröber hätte machen können. … Die Täter haben es bei Mord und Totschlag … nicht verbleiben lassen, sondern auch die Kirche dermaßen prophaniert, daß ich selbige wieder werde weihen lassen müssen.“ Kurz gesagt: Wer solche „Freunde“ hat, braucht keine Feinde mehr. Der Beschwerdebrief bewirkte allerdings nichts.

Wenn man die damaligen Umstände betrachtet, ist die Vermutung naheliegend, dass der Tod der beiden Männer mit dem Kriegsgeschehen zusammenhängt. Schriftliche Belege dafür sind in Wenigumstadt nicht bekannt, in den hessischen Nachbarorten sind solche Gräueltaten mit den Namen der Opfer dokumentiert.

Übrigens: Solche Dinge sind damals nicht nur bei uns passiert, sondern waren wohl allgemein üblich. So führt z. B. Maurus Friesinger, Abt des Klosters Andechs auf dem „Heiligen Berg“ der Bayern, in seinem „Tagebuch aus dem 30-jährigen Krieg“ eine ganze Menge von Untaten auf. Auch er war von den eigentlichen „Freunden“ und Beschützern tief enttäuscht, denn er schreibt u. a.: „Diesseits der Ammer, wo sich Baierische und Kaiserliche sehen ließen, war es viel sicherer, das weggerechnet, was die Freunde getan haben.“ (EH 2022)

Denkmal feierte 250. Geburtstag

Kürzlich hatte – wie berichtet – das Friedhofskreuz in Wenigumstadt seinen 250. Geburtstag. Dazu dachte sich der „Arbeitskreis Kulturdenkmäler“ des Heimat- und Geschichtsvereins etwas aus, um für diesen Anlass die Aufmerksamkeit der Friedhofsbesucher zu wecken. Auf dem Sockel des Denkmals wurde zu Füßen des Kreuzes ein grüner Kranz mit weithin leuchtenden goldgelben Blüten platziert. An der Seite flatterten bunte Bänder mit den „Lebensdaten“. Schon von weitem konnte man den Schmuck erkennen, und so wurde die Neugier der Friedhofsbesucher geweckt. Viele, die sonst meist achtlos daran vorbei eilen, gingen zum Kreuz hin und betrachteten es einmal aus der Nähe. So wurde dem „Wächter des Friedhofs“ zu seinem 250. Geburtstag die gebührende Beachtung geschenkt. (EH 2023 07)

250 Jahre Wächter des Friedhofs


Am 10. Juli 1772 wurde in Wenigumstadt das Friedhofskreuz  (Bild 1) aufgestellt, also kann es am  Sonntag den 10. Juli 2022 seinen 250. Geburtstag feiern.

Zur gleichen Zeit hat man wohl auch die vier Linden gepflanzt, die ursprünglich das Kreuz einrahmten. Da der Sandstein porös ist, wurde er im Jahr 2000 auf Anregung des Heimat- und Geschichtsvereins Wenigumstadt durch Injektionen gefestigt und durch ein Edelstahldach gegen Regen geschützt. Dieses große Kreuz trägt einen toten Christuskörper mit zur Seite geneigtem Kopf und offener Seitenwunde. (Bild 2) Die Figur ist im „3-Nagel-Typ“ gearbeitet, der auf die Abbildung des „Turiner Grabtuchs“ zurückgeht. Dabei gibt es unter den Füßen keine Konsole zum Abstützen, sondern beide Füße sind übereinander liegend mit einem Nagel befestigt. Der Körper hat also keine Stütze, sondern das ganze Gewicht hängt an drei Nägeln. Diese Art der Kreuzigung war besonders grausam, aber der Todeskampf wurde dadurch abgekürzt. (Was für die Delinquenten wohl kein großer Trost war.) Am Fuß des Kreuzes sieht man einen Schädel. (Bild 3) Er soll an Adam erinnern, dessen Überreste man der Legende nach bei der Aushebung des Loches für das Kreuz gefunden haben soll. Über der Figur sieht man das spöttische Namensschild (Bild 4), das laut Bibel Pilatus gegen den Widerstand der Juden angebracht hat, mit der Inschrift: „I.N.R.I.“ (Jesus Nacarenus Rex Judaeorum = Jesus von Nazareth, der König der Juden). Auf der Tafel des Sockels ist zunächst ein Spruch zum Nachdenken eingemeißelt (Bild 5), dann werden die für die Aufstellung des Kreuzes verantwortlichen Personen genannt (in Klammern fehlende Teile):

Dieses Crucifix ist aufge

richtet worden d(en) 10. July

Anno 1772

H(err) Pfarr(er) Va(lentin) Heeg Joh(ann) Geys Lands(chöff)

And(reas) Schnur Rech(en) meist(er)

Dieses Kreuz steht also am Sonntag genau 250 Jahre dort als Wächter des Friedhofs. Allerdings ist kein einziger schriftlicher Hinweis bekannt, wann der Friedhof vom alten „Kirchhof“ an diesen Platz verlegt wurde. Dr. Weber vermutet im Buch „Wenigumstadt“, dass dies in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts geschah. Dafür gibt es, wie erwähnt, keinen urkundlichen Beleg. Man könnte deshalb mit guten Gründen auch zu einem anderen Ergebnis kommen.

Es stellen sich folgende Fragen:

  1. Wenn der Friedhof erst ca. 150 Jahre nach dem Kreuz gekommen wäre, welche Bedeutung hätte es dann vorher mitten in der Flur gehabt? Als Flurkreuz ist es viel zu groß. Solche Kreuze standen meistens an wichtigen Wegen oder Kreuzungen. Gestiftet wurden sie in der Regel von Privatpersonen, die auch auf dem Stein verewigt wurden. Hier sind aber nur die drei wichtigsten Amtspersonen des Dorfes genannt (s. o.). Daraus könnte man schließen, dass dieses Kreuz von Anfang an als Friedhofskreuz gemeinsam von Gemeinde und Pfarrgemeinde geplant war.

  2. Dieses Kreuz steht genau an der oberen Grenze des ursprünglichen Friedhofs (vor seiner späteren Erweiterung). Diese Grenze kann man noch an der alten Mauer erkennen. An dieser Grenze gab es vermutlich eine Mauer, die sich hinter dem Kreuz quer über den Friedhof zog.

  3. Der alte „Kirchhof“ um die Alte Kirche herum war sehr eng. Deshalb ist es denkbar, dass der neue Friedhof schon um 1772 nach draußen verlegt wurde.

  4. Ein weiterer Hinweis steht auf dem Sockel des Kreuzes selbst. Der Beginn der Inschrift lautet nämlich:
„O ihr ALLE DIE ihr HEREINGAETH …“ (Bild 5)
Wenn die Hereingehenden angesprochen werden, muss man doch annehmen, dass das Kreuz schon damals in einem abgesonderten, umzäunten oder ummauerten Bereich stand, in den man hineingehen kann. Sonst hätte diese Anrede keinen Sinn. Also müsste der Friedhof mindestens so alt sein wie das Kreuz, vielleicht sogar noch etwas älter. Die Inschrift ist für diese Hypothese eine Art steinerner, urkundlicher Beweis.

Wie dem auch sei. Ganz sicher ist:

Unser Friedhofskreuz hat am Sonntag, 10. Juli 2022, seinen 250. Geburtstag.


  Erwin Hegmann


 

Flurkreuz an der Wingertshohl

-200 Jahre wechselvolle Geschichte-

Wer von Wenigumstadt in Richtung Aussiedlerhöfe oder nach Mömlingen fährt, sieht vor der Wingertshohl auf der rechten Seite ein Flurkreuz stehen (Bild 1), das auf eine lange Geschichte zurückblicken kann. In diesem Jahr wird es 200 Jahre alt.

Auf der weißen Tafel kann man einen Spruch aus dem alttestamentlichen Buch Jeremias lesen, der öfter auf solchen Kreuzen zu finden ist: „O IHR ALLE DIE IHR VORÜBER GEHET, STEHET STILL UND SEHET OB AUCH EIN SCHMERZ SEIE WIE DER MEINIGE“. Darunter sind die Stifter des Kreuzes und der Grund für ihre Stiftung genannt: „DIESES KREUZ HAT ZUM GEDAECHTNIS DES LEIDENS UND TODS UNSERS HERRN UND HEILANDS ERRICHTEN LASSEN DER EHRSAME Georg Metz UND DESEN EHEFRAU Eliesabetha EINE GEBOHRNE KÜHNIN IM JAHR 1821“. Darunter steht noch, wer dieses Kreuz geschaffen hat, nämlich Joh. Georg Schuler, Steinhauermeister von Pflaumheim.

Dieses Kreuz steht heute nicht mehr an seinem ursprünglichen Platz, denn es musste schon zweimal umziehen. Das Ehepaar Metz stiftete es nämlich damals für den „Kirchhof“, der die Alte Kirche umgab. Auf dem ältesten, bekannten Bild der Alten Kirche (Bild 2, Ausschnitt) kann man es hinter dem schmiedeeisernen Tor am Eingang zum Kirchhof deutlich erkennen.

Als 1903 die neue Kirche eingeweiht wurde, war der alte Kirchhof schon durch den neuen Friedhof ersetzt worden. Die zukünftige Nutzung der Alten Kirche war noch unsicher, und so suchte man einen neuen, würdigen Platz für das Kreuz. Man fand ihn an der westlichen Außenmauer der neuen Pfarrkirche St. Sebastian (Mosbacher Seite). Die Umsetzung besorgte 1910 der Maurermeister Isidor Zahn. Am neuen Platz breitete sich in der Folgezeit immer mehr Buschwerk aus, das das Kreuz mehr und mehr verdeckte. So geriet es allmählich in Vergessenheit und man machte sich Gedanken um einen besseren Platz. Als in den 1950er Jahren im Rahmen der Flurbereinigung die Wingertshohl umgestaltet wurde, fand man am Anfang des Hohlweges einen neuen Platz, an dem das Kreuz heute noch steht, nicht mehr als Friedhofskreuz, sondern als Flurkreuz. In der damaligen, verkehrsarmen Zeit war das Kreuz ein beliebtes Ziel für einen kleinen Spaziergang.

Im Laufe der Jahre setzten sich auf dem Sandstein immer mehr Moos und Flechten fest. Die Inschrifttafel war zersprungen, und die Schrift war kaum mehr zu entziffern. Deshalb wandte sich der Heimat- und Geschichtsverein Wenigumstadt 2007 an die Marktgemeinde mit der Bitte, das Kreuz wieder in einen würdigen Zustand zu versetzen. Allerdings verzögerten sich die Arbeiten um einige Jahre, weil inzwischen eine heftige Diskussion ausbrach um die Frage: Sollte man das Kreuz nicht nur sanieren, sondern auch wieder an seinen ursprünglichen Platz zurückbringen? Als aber der ehemalige Kirchhof sein neues Gesicht zeigte, war man sich bald einig, dass das Kreuz an der Wingertshohl besser aufgehoben wäre. 2013 wurde schließlich der Auftrag an die Steinmetzfirma Zahn in Pflaumheim der Auftrag vergeben, das Kreuz zu säubern und eine neue Inschrifttafel anzufertigen.

So ist das Kreuz zu seinem 200. Geburtstag in einer recht guten Verfassung und schaut als Flurkreuz weiter in die Wenigumstädter Flur.

Erwin Hegmann

HGV kümmert sich um historische Grabsteine

Früher lag der „Kirchhof“, die Begräbnisstätte der Wenigumstädter, wie in vielen Ortschaften um die Alte Kirche herum. Als der neue Friedhof eingerichtet und in der Folge der Kirchhof aufgelöst wurde, fügte man einige der alten Grabsteine in die neue Friedhofsmauer ein. Nach der Restaurierung der Mauer des alten Kirchhofs wurden einige gut erhaltene Steine wieder an ihren ursprünglichen Platz gebracht und vor der restaurierten Mauer aufgestellt. Die Grabsteine auf der linken Seite wurden bald darauf mit Dächern vor Regen geschützt. Die drei Steine auf der anderen Seite blieben ohne Dach, obwohl sie dem Regen stärker ausgesetzt sind. Warum, weiß niemand.

Dem Heimat- und Geschichtsverein Wenigumstadt war es ein Anliegen, diese Steine ebenso zu schützen. Deshalb beauftragte er die hiesige Firma Klein, Abhilfe zu schaffen. Kürzlich rückten zwei starke Männer mit schwerem Gerät an, um die entsprechenden Löcher in die Steinmauer zu bohren. Sie schafften das problemlos, aber nur mit Verzögerung. Denn das einzige Problem war es, an der Alten Kirche an Strom zu kommen.

Die betroffenen Steine gehören alle zur Familie Görtz: In der Mitte Johann Peter Görtz, der eingerahmt wird von seiner Mutter Anna Katharina und seiner Ehefrau Susanne. Diese Familie war nach dem 30-jährigen Krieg aus der Diözese Lüttich eingewandert und stellte damals zusammen mit vielen anderen Wallonen in dem fast ausgestorbenen Dorf die Bevölkerungsmehrheit. Peter Görtz war von 1714 -1731 kurmainzischer Landschöff und zusammen mit dem wallonischen Pfarrer Balduini für den Aufbau der weitgehend zerstörten Kirche verantwortlich.

Der HGV freut sich, dass dieses Vorhaben nun geschafft ist, denn es fällt zusammen mit dem 300. Geburtstag unserer Alten Kirche und zugleich mit dem 300. Todestag von Pfarrer Balduini. Der HGV wird dieses doppelte Gedenkjahr mit einer Veranstaltung am „Tag des offenen Denkmals“ am 7. und 8. September würdigen.

Näheres wird rechtzeitig bekannt gegeben. (EH)                                                              April 2019

       Kirchhofmauer mit Grabsteinen
 Grabstein von Landschöff Peter Görtz

Alte Kirche hat wieder ein

„AUGE GOTTES“

Bei der Neugestaltung und Restaurierung der Alten Kirche in Wenigumstadt in den Jahren 2009 – 2011 kam an der Westseite eine ovale Mauernische zum Vorschein, die von außen zugemauert ist. Früher waren ja die Kirchen meistens geostet, d. h. der Altarraum befand sich im Osten. Das gegenüber liegende Fenster hatte im Volksmund den Namen „Auge Gottes“. Manche Leute dachten nämlich, durch dieses Fenster könne Gott in seine Kirche schauen, um fest zu stellen, ob dort alles mit rechten Dingen zugeht.

Bei der Restaurierung war von Gemeindeseite zunächst angedacht, dieses Fenster wieder herzustellen. Denn man sollte dem Gebäude seinen ehemals sakralen Charakter nach der Renovierung wieder ansehen. Das ist auch gut gelungen, nur das Auge Gottes wurde aus Kostengründen gestrichen.

Erwin Hegmann, der Leiter des Arbeitskreises Kulturdenkmäler im Heimat- und Geschichtsverein, ging Jahre lang mit der Idee schwanger, dieses Projekt von der Innenseite her doch noch zu verwirklichen. Zunächst schien die Sache aussichtslos. Doch im letzten Jahr fand sich endlich eine Künstlerin, die sich bereit erklärte, sich die Sache zu überlegen: Doris Grasz, Mitglied im HGV. Im letzten Jahr ging sie an die Arbeit. Nach vielen Vorplanungen und Diskussionen malte sie einige Entwürfe. Einen davon, der am besten zum barocken Stil des Kirchenschiffes passte, brachte sie dann in Originalgröße zu Papier.

Die Firma „Klein Werbetechnik“ in Wenigumstadt übernahm den technischen Teil und übertrug dieses Bild auf eine feste Platte, die in der Alten Kirche montiert wurde.

Am Tag der offenen Tür wurde dieses Fenster enthüllt und der Öffentlichkeit vorgestellt. Erwin Hegmann, der über die Entstehung dieses Bildes berichtete, endete mit der Feststellung: “Jezz iss die oald Käsch endlisch fäddisch.“ Der HGV ist stolz, dass er in eigener Initiative der Alten Kirche dieses letzte „i-Tüpfelchen“ spendieren konnte. (EH)

Initiator Erwin Hegmann und Künstlerin Doris Grasz

"AUGE GOTTES"

Fensternische

Begrüßung durch R. Emge

Dank an D. Grasz

Besucher

Doris Grasz mit dem fertigen Bild

Kurzvortrag von E. Hegmann

Enthüllung des Fensters

Besucher

Maria-Hilf-Bildstock, auch
"der grüne Bildstock" 
genannt,
feiert 225. Geburtstag
In Wenigumstadt gibt es eine ganze Reihe von Bildstöcken. Einer von ihnen kann auf 225 Jahre zurückblicken. Es ist der „Maria-Hilf-Bildstock“ hinter der „Katzenbrücke“ (Bild 1). Man findet ihn, wenn man den Rittelberg bis zum Ortsrand runtergeht und auf der Katzenbrücke die „Besch“ (Welzbach) überquert. Dann geht es nur noch ein kurzes Stück geradeaus. An diesem Standort kreuzt der Weg ins Plattenfeld den alten Stadtweg. An diesem Weg stehen noch zwei weitere Bildstöcke. Einer davon, der Rotkreuz-Bildstock, ist nur einige Hundert Meter entfernt. Er wurde 1782 im gleichen Stil errichtet und diente wohl als Vorlage für den Maria-Hilf-Bildstock.
Wie man auf Inschrifttafel (Bild 2) lesen kann, wurde der Marienbildstock 1796 durch die Gemeinde und einige wichtige Männer errichtet „ZU EHREN MARIA HIELF“. Ob er als Dank für ein bestimmtes Ereignis aufgestellt wurde oder als Bitte um zukünftigen Beistand auf diesem Verkehrsweg? Oder einfach zu Ehren der Hl. Maria? In der Gemeinderechnung von 1796 ist festgehalten, dass die Gemeinde für diesen Bildstock 33 Gulden und 30 Kreuzer aufbringen musste.
Im Jahr 1952 schuf der bekannte Wenigumstädter Kirchenmaler Willy Jakob ein neues Bild für die Bildnische, eine Madonna mit Kind, das noch heute den Bildstock schmückt (Bild 3). 2002 renovierte die Marktgemeinde in Zusammenarbeit mit dem Heimat- und Geschichtsverein Wenigumstadt den Bildstock. Mitglieder des HGV gestalteten das Umfeld neu, und der Verein spendierte ein Kupferdach.
Schon einige Zeit vorher hatte ein wohlmeinender Mitbürger in Eigeninitiative das Denkmal mit knallgrüner Farbe „verschönert“. Dadurch erreichte der Bildstock eine gewisse Berühmtheit als „grüner Bildstock“ (Bild 4). Aber die Gemeinde musste diese unpassende Bemalung aufwendig entfernen.
Erwin Hegmann 

Bild 4: Der grüne Bildstock

Bild 1: Bildstock heute

Bild 2: Inschrifttafel

Bild 3: Madonna mit Kind

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